Für
den Anfang im Dampfmodellbau suchte ich mir eine kleine Maschine aus.
Ich wollte nicht zu viel Material verheizen, falls mal etwas schief
gehen würde.
(Natürlich ging dabei was schief, war ja auch nicht anders zu erwarten nach über 10 Jahren Maschinenabstinenz...)
Die Wahl für mein Erstlingswerk fiel auf den Plan einer Teelichtdampfmaschine.
Technische Daten:
Kolbendurchmesser4 mm
Kolbenhub 8 mm
Schwungraddurchmesser 30 mm
Feuerungsart:
Teelicht
Kesselinhalt: 15 cm²
Die immer hilfsbereiten Kollegen aus dem Dampfforum
rieten mir sofort zu einem Spiritusbrenner, da dieser in der
Heizleistung bessere Werte hätte als ein Teelicht. Besonders weil
ich mit einem dickwandigeren Kessel arbeiten würde, als in der
Baubescheibung vorgesehen war.
Dies
führte zu den ersten Planabweichungen, so dass am Ende nur der im
folgenden beschrieben Teil der Maschine und das Schwungrad noch mit dem
Plan identisch waren und auch hier habe ich die Achsdurchmesser bereits
vergrößert. Die Kurbelwelle wurde aus 4mm und die Drehwelle
für den Zylinder aus 3mm Silberstahl hergestellt.
Grund
für diese Änderungen war einfach das Vorhandensein von
Material und Gewindeschneidwerkzeug in diesen Größen.
Es ging also los. Zunächst entstand der Ständer mit der Kurbelwelle.
Zwei Versuche waren dazu notwendig.
Beim 1. Versuch die Welle hart einzulöten habe ich die
Kurbelscheibe aus Messing zerschmolzen!
Deshalb wurde der 2. Versuch mit einer Presspassung realisiert.
Der Zylinder aus Bronze und der Kolben aus Silberstahl gelangen dafür recht gut.
Die größe des Fotos täuscht, die Mutter im Hintergrund
ist M3 und die Feder darauf aus einem Kugelschreiber.
Einziger Fehler dabei sind die Abdrücke des Drehbankfutters auf dem Zylinder.
Mit einer Unterlage aus Papier hätte ich mir das ersparen können...
Nach Fertigstellung
wurden die Maschinenteile auf den Kessel gelötet. Mit Silberlot
und Flamme. Ein provisorischer Auspuff wurde angebracht.
Dazu wurden auch
gleich noch der Einfüllstopfen und das Schräubchen für
die Federvorspannung gedreht, mit Gewinden versehen und gerändelt.
Dann kam der Spiritusbrenner an die Reihe. Wie schon zuvor der Kessel wurde er ebenfalls aus dem Vollen gedreht.
Er soll ja gleichzeitig den Sockel der Dampfmaschine bilden und wurde
deshalb recht dickwandig und schwer gelassen. Es gehen trotzdem ca. 25
cm² Spiritus hinein.
Die Bodenfläche wurde anschließend mit einem 2 mm
Messingblech verlötet und überdreht.
Der Docht ist aus Edelstahlgewebe in einer Maschenweite von 0,043 mm. Hier haben mir wieder die Drahtwerke Dorsten
hilfreich zur Seite gestanden. (Dort bin ich auch mit meinem
Käfigprojekt weiter gekommen, als ich Maschendraht in Edelstahl
und Überbreite brauchte.) Der Docht hält hoffentlich lange
und verschleißt nicht. Die Kapilarwirkung ist gut und es gibt
eine saubere Flamme.
Auch hier
ist mir ein Missgeschick passiert. Ein 1,5 mm Bohrer brach mir unten im
Loch ab, als ich für eine Druckausgleichsbohrung in den Hohlraum
bohren wollte. So mußte ich eine zweite Bohrung anbringen. Da es
keine Möglichkeit gab den Bohrerstummel ohne noch mehr Schaden zu
entfernen.
Die drei
tragenden "Säulen" wurden aus Messing Rundmaterial angefertigt.
Für den Konus wurde der Obersupport der Drehbank 1,5 Grad gedreht.
Anschließend
wurden M3 Gewinde in jede Kopfseite geschnitten. Diesen Arbeitsgang
habe ich auf der Drehbank durchgeführt, wegen der
Geradeführung des Gewindeschneideisens habe ich dass Bohrfutter
mit seinem MK 2 Kegel in der Pinole gelockert, den Bohrer mit der
Pinole vor das Kernloch gefahren und dann mit der Hand am Futter das
Gewinde angeschnitten. Im weiteren Fortgang immer wieder die Pinole
nachgeführt, damit der Morsekegel nicht zu weit aus dem Sitz
rutscht und wackelt.
So entstanden Gewinde in ausreichender Genauigkeit.
Bei dem
Sockel bin ich genauso verfahren. Nach dem Bohren der Kernlöcher
auf dem Rundtisch (mit montiertem Dreibackenfutter) an meiner
Bohr-/Fräsmaschine wurden in der gleichen Einstellung
zunächst auch noch die drei Löcher im oberen Ring des
Ständers gebohrt.
Danach
wurde auch hier mit gelockertem MK3 Kegel das Bohrfutter mit der Hand
gedreht und die Spindel immer nachgeführt, damit das Ganze nicht
aus dem Lot geriet.
Diese
Technik ist zwar umständlich aber funktioniert. Ein extra
Schneideisenhalter mit einer Rundführung wird aber für die
Zukunft angefertigt. Sowohl für außen als auch für
Innengewinde.
Unten sieht man das Ganze vor der Politur.
Jetzt erkennt man auch den eben angesprochenen oberen Ring, in dem die Maschine auf einem kleinen Absatz lose ruht.
Der Schornstein wurde neu angefertigt und ersetzt jetzt das kleine Rohrstückchen
Das ist die fertige Maschine in frisch poliertem Glanz:
Noch ein kleiner Film vom Erstlauf der Maschine unter Dampf:
und ein zweiter mit dem neuen Zylinder nach dem Einlaufen. Sie läuft nun ca. 10 Minuten mit 10 ccm Wasser.
Geschmiert wird sie nun mit Olivenöl, biologisch abbaubar und unbedenklich...